Vielleicht kennst du das auch – ganz in deiner eigenen Facette des Alltags: gerade als hochsensible Person (Mensch mit hoher Wahrnehmung) sehe ihr überall Aufgaben, die noch erledigt werden müssen. Bei mir gestern folgte neben etlichen Schülern die Meldung bestimmter Daten an die Künstlersozialkasse, nebenher noch „schnell“ in der Küche einen Bereich an der Spüle verblenden, Nachrichten am Handy abarbeiten, dies und das im Haushalt optimieren, der ein oder andere Schüler kam ziemlich bedrückt in den Unterricht (wie kann ich den Unterricht darauf anpassen?), eine Lieferung von Amazon kam kaputt an, noch schnell schaun, was so in der Politik läuft. Dann all die emotionalen und geistlichen Eindrücke aus dem Job, von meinen Nächsten, aus dem Gebet. Sehr schnell ist der innere Speicher voll und man hat das Gefühl, nur noch allem hinterher zu rennen, zu funktionieren und dass man schon einige Zeit auf „Faktor 5“ läuft (man macht etwa 5mal soviele Sachen, wie es einem gut tut). Gestern war bei mir so ein Tag.
Wenn man sich so über längere Zeit hart ran nimmt und kaum Zeiten zum Verschnaufen, Auftanken, zum Zur-Ruhe-Kommen, einplant, oder auch nicht das Tempo drosselt, überträgt man diese Erwartungshaltung auf andere und nimmt diese dann ggf. ebenso hart ran – was natürlich nicht gut ist.
Was also tun? Ich wurde an das Pareto-Prinzip erinnert:
„Das Pareto-Prinzip wurde von Vilfredo Pareto, einem italienischen Ökonomen und Soziologen, im Jahr 1896 entwickelt. Pareto stellte fest, dass in vielen Bereichen des Lebens, insbesondere in der Wirtschaft, etwa 80 % der Ergebnisse durch 20 % der Ursachen zustande kommen. In der Praxis bedeutet das Pareto-Prinzip, dass ein kleiner Teil der Anstrengungen oder Ressourcen oft den größten Teil des Erfolgs oder der Auswirkungen hervorruft. Zum Beispiel könnten 20 % der Kunden für 80 % des Umsatzes verantwortlich sein, oder 20 % der Aufgaben könnten 80 % der gewünschten Ergebnisse liefern. Das Prinzip wird häufig verwendet, um die Effizienz zu maximieren und Ressourcen gezielt auf die wichtigsten Ursachen zu konzentrieren.“ (Chat GPT auf meine Eingabe)
Kann das Pareto-Prinzip also auch in o.g. Fällen helfen? In dieser Denkart müsste ich erst einmal für mich definieren, welche Ergebnisse ich ansteuern möchte. Das läuft meiner hochsensiblen Art zuwider, weil mich gefühlt alles interessiert und ich manchmal (in Höchstphasen) 7 Bücher auf einmal lesen kann. Würde ich mein Tun auf 20% reduzieren, um 80% meiner definierten Ergebnisse zu erreichen, würde vieles wegfallen, was mich interessiert (und was ich einfach tun muss). Was also tun? Das ist eine richtig harte Frage…
Während ich das Prinzip auf mich wirken lasse, springt mir eine Tatsache ins Auge: wenn ich langsamer arbeite, mit mehr Bedacht, bleibt mir Zeit, zum besseren Verarbeiten aller Sinneseindrücke, Emotionen, möglichen Fragen und Arbeitsschritte und der Speicher wird nicht so schnell voll. Und im selben Moment merke ich, dass mich neue Energie und Freude im Innern durchläuft. Was mir für all die anderen Aufgaben neue Kraft und Motivation gibt. Das Gesamtgefühl verbessert sich spürbar, die Körperwirkstoffe (Hormone) passen sich optimal an und die Wahrnehmung von Sinntiefe stellt sich ein. Was wieder Energie gibt.
Vielleicht sollten wir als Hochsensible und Vielinteressierte eher auf Qualität, Ruhe, ein angemessenes Arbeitstempo achten, um nicht so schnell auszubrennen oder zu ermüden. Das Lächeln stellt sich dann wieder ein. Die positive Ausstrahlung nimmt zu und alle sind glücklicher. Es kann sein, dass der Arbeitstag dann länger wird, aber das Gefühl, wenn man ins Bett geht, ist ein anderes: Ausgeglichenheit, Freude über das Ausleben seiner Persönlichkeit und persönlichen Machart und die Gedanken hängen einem nicht mehr so nach. Wenn wir darauf achten, diese auch immer wieder loszulassen: vielleicht nur noch auf die 20% der leicht machbaren Aufgaben irgendwo notieren und die anderen 80% einfach mal loslassen. Die Zeit dafür wird im richtigen Moment kommen. So lässt sich nach einem Eindrucks-vollen Tag viel besser einschlafen.