Written by Hochsensibilität, Kreativität

Inspiration zur Kreativität

Immer wieder habe ich über die Jahre gehört, dass nichts Neues entstehen kann, wenn man nicht zuvor von einer Sache inspiriert wurde. Vielleicht ist der Mensch wirklich so geschaffen, dass er zuvor irgendetwas benötigt, was ihm oder ihr hilft, etwas Neues zu schaffen. Was denkst du?

Kunststile haben sich weiterentwickelt, weil gewisse Potenziale in einer Denkweise spürbar ausgeschöpft waren. In der Kunst folgte auf den sehr schnörkeligen Jugendstil (ca. 1910-1940) der Bauhausstil, der sich durch Übersicht und Schlichtheit, klare Linien und Formen kennzeichnete. Es war wohl eine Art Gegenreaktion auf das Vorangegangene. In der Musik, etwa in der moderneren elektronischen Musik, entwickelte sich beispielsweise aus der House Musik heraus ab Mitte der 80er Jahre Techno, das eher sehr minimalistisch daherkam. Beide Stile gibt es bis zum heutigen Tag. Moderne kulinarische Kreationen entstehen, weil man Altbekanntes mit Neuem kombiniert. Aus Altem (etwa der traditionellen französischen Küche) lernt und etwas Neues daraus gestaltet. Die Molekularküche entstand, als der britische Atomphysiker Nicholas Kurti physikalische Denkweisen auf Altbekanntes übertrug.

Allen gemein ist, dass zuvor etwas Inspirierendes vorlag, das um etwas Neues abgeändert wurde. Was aber, wenn wir unsere Sinne gezielt wahrnehmen und unsere Gefühle von einem Bereich in einen anderen übertragen? Seit Jahren spiele ich Klavier statt wie gewohnt zu Noten mit Zurhilfenahme von Bildern, Fotos. Ich spiele Kunstwerke von Malern oder Fotografen. Dabei nehme ich mir bewusst Zeit, um die Bilder auf mich emotional wirken zu lassen. Dann spiele ich das, was ich dabei empfinde, auf dem Klavier (Improvisation). Einige Schüler von mir können das mittlerweile auch, wenn man ihnen etwas Handwerkszeug dafür beibringt. Oder ich designe Parfüms nachdem ich gefühlvolle Geschichten geschrieben habe. Oder spiele Musik nach Parfüms. Es funktioniert!

Man muss dafür nur genügend Mut aufbringen, sich von einer Sache ehrlich berühren zu lassen, um diese Gefühlslage in einem anderen Bereich wieder auszudrücken.

Das ganze hat vielleicht auch etwas mit dem Bereich Synästhesie zu tun, was ich hier aber nicht weiter behandeln möchte. Manche Künstler malen zu Musik. Oder Schriftsteller schreiben aus einer Gefühlslage heraus, die sie wg. irgendeiner (emotionalen) Inspiration zuvor dazu gebracht hat.

Vielleicht hast du einmal Lust darüber nachzudenken, welcher deiner 5 Sinne (man könnte auch mehr unterscheiden, manche Kulturen führen auch heute noch weitere auf, doch dazu ein andermal) der stärkste ist und welcher der zweitstärkste. Denk einmal darüber nach, wie du Eindrücke, Gedanken, Emotionen aus dem einen Bereich in den anderen Bereich übertragen kannst – ganz in deiner eigenen Art und Weise. Vielleicht entsteht etwas Neues, vielleicht entwickelst du etwas, was es bisher so noch nie gegeben hat. Das ist ein Ansatz, wie neue Kreativität Raum finden und etwas Neues hervorbringen kann. Tu es einfach!